Nach langer Zeit komme ich endlich mal wieder zum Bloggen - ich war sehr beschäftigt in den letzten Wochen...
Den Beitrag wollte ich schon länger schreiben. Inspiriert dazu hat mich die Lesung "
Paris - Boulevard St. Martin No. 11" mit Silvia Gingold und Dr. Ulrich Schneider im
Café Amélie im Gießener DGB-Haus im vergangenen Sommer. Das Buch (Angaben siehe unten) mit der Lebens- und Kampfgeschichte von Ettie und Peter Gingold empfehle ich gerne zur Lektüre. Eine Besprechung dazu findet sich
hier. Dort werden Peter Gingolds Erinnerungen zurecht als "ein Beitrag gegen das Vergessen und (...) Mutmacher in den vor uns
liegenden Kämpfen um eine bessere Welt" (Sonja Axen, zit. von Horst Gobrecht) bezeichnet. Alle Interessierten mögen sich selbst ein Bild machen.
Wer lieber oder zusätzlich einen Film schauen mag, sollte weiterlesen. Der bis zu seinem
Tod 2006 rastlose Antifaschist
Peter Gingold ist nämlich einer der Interviewten in der Dokumentation "Frankreichs fremde Patrioten - Deutsche in der Résistance", die ich gerne empfehlen möchte. Dieser Filmbeitrag zur deutsch-deutsch-französischen Geschichte aus dem Jahre 2006 kann in einer
Playlist in voller Länge (ca. 50 min.) angesehen werden.
Weitere Infos zur Dokumentation von
arte.tv:
"Während des Zweiten Weltkrieges kämpften in der französischen Résistance
auch eine Reihe von deutschen Gegnern des nationalsozialistischen
Regimes. Einige von ihnen erzählen in der Dokumentation von den
damaligen Aktionen. Sie schildern aber auch die Zeit nach dem Krieg, als
sie in der Bundesrepublik bei vielen Deutschen als Verräter galten,
während sie in der DDR als Antifaschisten geehrt wurden.
Rund 3.000 Deutsche kämpften während der Zeit des Dritten Reiches in der
französischen Résistance. Die meisten von ihnen waren Verfolgte der
Nationalsozialisten: Kommunisten, Juden und andere Regimegegner, die aus
Deutschland fliehen mussten. Patriot zu sein, hieß für sie auf Seiten
der Alliierten gegen die Nazis zu kämpfen. Heute leben nur noch wenige
dieser "aufrechten Patrioten", wie der französische Philosoph Jean-Paul
Sartre sie nannte. Zu ihnen gehören auch Peter Gingold und seine Familie
sowie Kurt Hälker und Henriette Dreifuss. Sie erzählen von den
Erlebnissen, die sie dazu bewogen haben, sich der Résistance
anzuschließen und gegen die deutschen Besatzer, die immerhin ihre
Landsleute waren, zu kämpfen. Sie schildern die konkreten Aktionen, die
Verfolgung, die Haftbedingungen und die Folter in den
Gestapo-Gefängnissen, aber auch ihre Rolle beim Aufstand zur Befreiung
von Paris."
Buch:
Peter Gingold, Paris - Boulevard St. Martin No. 11. Ein jüdischer Antifaschist und Kommunist in der Résistance und der Bundesrepublik. Herausgegeben von Ulrich Schneider, 2009, Köln: PapyRossa Verlag, 188 Seiten, 14,90 €, ISBN 978-3-89438-407-4