16. April 2009

Zur Aufhebung des Privateigentums in einer klassenlosen Gesellschaft

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Lunapark21, die ich an anderer Stelle bereits vorgestellt habe, widmet sich der Weltwirtschaftskrise und Alternativen zur kapitalistischen Produktionsweise. Als Leseprobe steht Georg Fülberths Lexikon zum Thema Aufhebung des Privateigentums bzw. "bürgerlichen Eigentums" als PDF-Download zur Verfügung. Darin stellt er mögliche Eigentumsformen in einer - mit Marx gesprochen - freien Assoziation, in der die freie Entfaltung des Einzelnen Bedingung für die freie Entfaltung aller geworden ist, vor und klärt das Verhältnis zu Staatseigentum: Dieses kann in einer kapitalistischen Wirtschaft als öffentliches Gut fungieren und dem Kapitalismus Grenzen setzen. In einer nach-kapitalistischen Gesellschaft, in der kapitalistisches Eigentum vielleicht noch existiert, aber nicht mehr "herrscht", ist Staatseigentum kontraproduktiv, wie es nicht zuletzt die gescheiterten Versuche in der Sowjetunion und anderen sogenannten "sozialistischen" Staaten, gezeigt haben. Dort eignete sich der Staat nicht nur die Produktionsmittel an, sondern sogar die Arbeitskraft, sodass die Arbeitenden nicht mehr "doppelt frei" (von Produktionsmitteln, aber mit juristischer Vertragsfreiheit) waren. Der Staat ist und bleibt ein "repressives Instrument der Klassenherrschaft" und hat somit in einer zukünftigen klassenlosen Gesellschaft nichts zu suchen, auch wenn heute noch nicht absehbar ist, was genau an seine Stelle treten wird. Ein letzter zentrales Element des Textes ist, dass Georg Fülberth mit dem "späten" (staatskritisch bereits ab 1850, in der Inauguraladresse der Internationalen Arbeiterassoziation 1864 und konsequent 1871) Marx gegen den "frühen" (1848) Marx argumentiert, sodass sich eine Brücke bildet zwischen Anarchisten und Kommunisten, die - je nach Strömung - mehr oder weniger dasselbe Ziel haben: eine freie Gesellschaft freier und solidarischer Individuen. Der kurze Artikel bietet also einen Ansatz der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen linksradikalen Strömungen, die bisher wenig voneinander wissen wollen, weil die einen angeblich zu autoritär und die anderen zu utopisch seien. Persönlich hat mich dabei die Diskussion mit libertären KommunistInnen der NEFAC in Québec im letzten Jahr bzw. der Nachfolgeorganisation UCL-Québec in diesem Jahr inspiriert.

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