Ich möchte gar nicht viele Worte verlieren, sondern auf den Kommentar der Frankfurter Rundschau hinweisen. Nur so viel: Der Irak scheint jetzt zivilisatorisch auf dem Niveau der USA angekommen zu sein - zumindest was die Todesstrafe angeht...
FR zur Hinrichtung Saddams
Da der Kommentar nicht lange verfügbar sein wird, stelle ich ihn auch noch aufs Blog:
Saddams Ende
Schließlich hat die Barbarei noch einmal triumphiert über Gerechtigkeit und Menschenwürde. Saddam war ein Barbar: er teilte nicht eine der Überzeugungen, die uns zentrale Grundlage des Seins sind. Das Leben eines Menschen war ihm so unwichtig wie das tausender. Iraker wurden gefoltert und getötet, weil er ihre Frauen begehrte, weil sie in Opposition zu ihm standen, weil sie Schiiten waren, weil sie Kurden waren, weil sie seinen Söhnen nicht gefielen - Männer, Frauen, Kinder.
Dabei spielte Gerechtigkeit, selbst eine nur scheinbare, keine Rolle. Die einen verschwanden schlicht, andere erlitten Unfälle, wieder anderen wurde eine Art Prozess gemacht. Es gab in Irak nur ein Leben und eine Würde von Gnaden des Diktators und seiner Schergen. Dieser Verrat an den Grundrechten des Menschen, wurde keinen Deut gerechtfertigt durch eine halbwegs ordentliche Infrastruktur oder - im Vergleich zu heute - größere Sicherheit auf Straßen und Plätzen. All das war schließlich kein Recht, es war nichts als eine weitere Laune Saddams.
Nun wurde er gehenkt und die überwiegend erschütterten Reaktionen im Westen zeigen, dass es - mit Ausnahme des Mannes im Weißen Haus - ein tiefes Verständnis für die Unteilbarkeit unserer Überzeugungen gibt. Das gilt für die verbreitete Ablehnung der Todesstrafe überhaupt, das gilt aber auch für unser Verständnis von Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit heißt nicht allein, den Täter für nur eine Untat zu bestrafen; es heißt, ihn für seine Verbrechen zu verurteilen. Denn vor allen anderen haben die Opfer einen Anspruch auf Gerechtigkeit. Denen muss sich Saddam nun nicht vor Gericht stellen, muss sich nicht vor ihnen anhören, wessen sie ihn beschuldigen und wird nicht in ihrem Angesicht verurteilt. Die Angehörigen der 5000 mit Giftgas in Halabdscha massakrierten Kurden sind ein Beispiel für abertausend andere.
So hat mit der Hinrichtung die Barbarei triumphiert: weil eine barbarische Strafe vollstreckt wurde, weil abertausend Opfern der Diktatur die Gerechtigkeit verweigert wurde. Deswegen ist Saddams Tod auch kein "Erfolg für die Demokratie", wie US-Präsident Bush meint, sondern eine Niederlage für all das, was uns wichtig ist.
Arnd Festerling
Quelle: FR Online, Artikel vom 2.1.2007 unter http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/meinung/ kommentare_aus_der_zeitung/?cnt=1041745
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